16. April 2021

Eine Besondere Erfahrung

Als Nächstes wurde sich mit den Besonderheiten vertraut gemacht, nicht das der Wagen viele Funktionen gehabt hätte aber es ist im ersten Moment doch etwas besonders ein so altes Auto zu benutzen. Eine wichtige Sache wurde noch auf dem Parkplatz der Feuerwehr erledigt, das Anschrauben der Sicherheitsgurte. Aufgrund des betagten Alters und Einsatz als Feuerwehrfahrzeug gab es noch keine Anschnallgurte. Aber darauf waren wir vorbereitet, die mitgebrachten Anschnaller wurden ordentlich in die dafür vorgesehenen Befestigungen eingeschraubt und losging die Fahrt. 

Die ersten Meter war alles wie erwartet. Mehr oder weniger zumindest, wenn man noch nie ein Fahrzeug ohne Servolenkung und moderne Komfortfunktionen gefahren hat. Aber gerade als die Fahrt vom Parkplatz starten sollte, ist eine blinkende Birne aufgefallen. Leider war es die Temperaturwarnung. Nach kurzen Überlegung, Rückwärtsgang rein und die netten Feuerwehrleute danach fragen, die Antwort war mehr oder weniger befriedigend. Es hieß, das habe das Fahrzeug nach dem Starten schon immer gemacht. Die Antwort war im ersten Moment ausreichend, also ging es weiter. Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch und einer leuchtenden Warnanzeige ging es los. Zuerst war es noch ungewohnt das Fahrzeug zu fahren, die ersten male anfahren, schalten und lenken waren ein wenig ruckelig aber mit der Zeit hatte man sich dran gewöhnt. Irgendwann fuhr es sich sogar recht angenehm. Es hatte alles so ein schönes analoges und mechanisches Gefühl, man musste das Auto noch direkt fahren. Mit einem Auge auf der Temperaturanzeige waren die ersten Kilometer schnell bewältigt, glücklicherweise hielt sich die Temperatur in Grenzen. Irgendwann entschied sich auch die Warnanzeige auszugehen. Dies war unser erster Hinweis, dass wir das Kühlsystem noch genauer anschauen mussten. 

Das Alter des Fahrzeugs sollte sich aber bald bemerkbar machen, und zwar mit der Auffahrt auf die Autobahn. Schnell ließ sich feststellen, dass die Autobahn nicht das Element eines alten LT31s ist. Es wurde laut, je schneller er fuhr, desto lauter wurde es. Hinten klapperte der alte Feuerwehraufbau so laut er konnte und vorne heulte der Motor immer lauter auf. Schnell stellte sich die Frage wie schnell kann das Auto so überhaupt fahren. Der Tacho ging bis 140 km/h aber das hat mit der Realität herzlich wenig zu tun. Zum einen da die Motortemperatur im Hinterkopf noch Sorgen machte, zum anderen fühlte es sich ab einer bestimmten Geschwindigkeit einfach nicht mehr gut an. Auch wirkte die Geschwindigkeit in dem klappernden und leicht schwammigen Fahrzeug schneller als sie war. Normalerweise könnte man an diesem Punkt einen Blick auf den Drehzahlmesser werfen und schauen wie viel der Motor denn noch hergibt. Aber leider hatte unser LT keinen, fiel wohl damals unter den Punkt Sonderausstattung. Was auch nicht hilfreich war, dass das Auto nur vier Gänge hat, zumindest muss man nicht viel schalten. Da man auf der Autobahn kein Verkehrshindernis sein wollte, mussten es aber mindestens 80 km/h sein um einen LKW folgen zu können. Diese schafft der LT ohne Probleme, nur eben mit viel Lärm. 

Die weitere Fahrt verlief ohne weitere Vorfälle, gemächlich ging es mit ca. 80 km/h gen Norden. Interessant war es, wenn man gelegentlich von LKWs überholt wurde, die es eilig hatten, solch eine Erfahrung war neu, normalerweise ist es ja andersrum. Beim ersten Stopp gab es dann noch den Versuch das nervende klappern des Feuerwehraufbaus zu milderen. Mit Tape wurde eine losgerissene Halterung im notdürftig befestigt und offene Verschlüsse fixiert, aber der Erfolg hielt sich in Grenzen. Zumindest ein wenig Linderung. Spannend wurden noch die Tankstopps. Da sich daraus der Benzin-Verbrauch errechnen ließ, was für unser Vorhaben nicht unerheblich ist, leider schluckt der Motor seine 16 Liter. Außerdem war darauf zu achten, dass Bleiersatz hinzuzugeben war. Einige Pausen und Tankstopps später, kam nach guten 9 Stunden das Ziel in Sicht. Die Erleichterung war groß, der Wagen hatte es geschafft. Mittelweise liebevoll Rudolf genannt.